... 2. November ... faellt euch irgendetwas Bestimmtes auf? Nein?! Wir sind nun schon ziemlich genau zwei Monate in Indien - unglaublich wie die Zeit vergeht =)
In den letzten paar Wochen konnten wir ja leider nicht so viel von uns hoeren lassen, dafuer gibt es aber in naechster Zeit gleich mehrere Eintraege =).
Wie wir am Ende unseres letzten Blogeintrages schon erwaehnt hatten, hat unsere eigentliche Arbeit im Dorf mit Englischunterricht und Hausaufgabenbetreuung bereits angefangen, dennoch muessen wir euch auf den naechsten Eintrag - worin wir auf unsere Arbeit naeher eingehen werden - vertroesten. Abgesehen davon war aber auch Einiges los, wovon wir heute mehr berichten wollen. Ein Grossteil unserer Zeit im OKtober haben wir mit tailoring class (Schneider-Unterricht ... wobei wir letzten Endes eher gestickt haben ;-)) und tamil class sowie weiteren kleinen Ausfluegen verbracht. REAL hat in einem der Doerfer in der Naehe von Pondi (Dreiviertelstunde Busfahrt) fuer junge Frauen eine "tailoring class" gegruendet, an der wir auch teilgenommen haben. Zuerst dachten wir, es handelt sich wirklich um einen Schneiderkurs mit einem strikten Muster, waren dann aber ziemlich erleichtert zu sticken, was auch sehr viel Spass macht und hin und wieder gab es auch diesen Aha-Moment, weil wir manches noch aus Textiles Werken aus Grundschulzeiten kannten =). Die Lehrerin und die Frauen dort waren unglaublich nett, sodass unsere Vormittage sehr gemuetlich und unterhaltsam waren.
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Nachmittags fand dann der Tamil- Unterricht mit unserem "Privatlehrer" statt. Er ist ein Bekannter von Mr. Lawrence, arbeitet in einer anderen NGO (NonGovernmental Organization/ Nichtregierungs-Organisation) und hat sich bereit erklaert, UNS die tamilische Sprache zu lehren =). Er war der Ueberzeugung, es waere sinnvoll, wenn wir zunaechst einmal das tamilische Alphabet lernen. Im Prinzip gar keine schlechte Idee - nur hat dieses Alphabet leider sage und schreibe 234 Schriftzeichen ... komplette Ueberforderung fuer uns =)! Ein paar wenige Phrasen haben wir natuerlich auch gelernt, diese dann aber nicht in tamilischer Schrift ... wir glauben, soweit werden wir wohl nie kommen :P. Dennoch - unser Tamillehrer ist von unserem Talent ueberzeugt und hat uns immer wieder ermutigt. Nach ein paar Tamilstunden kam unser Lehrer schliesslich auf die wundervolle Idee einen Test ueber alle Schriftzeichen zu schreiben ... wir haben dann aber einen eleganten Abgang in der tamil class hinbekommen und sind um den gefuerchteten Test herum gekommen, den er am Ende jeder Stunde angekuendigt hatte =D. Typisch indisch - dieser Plan wurde nie in die Tat umgesetzt, worueber wir aber sehr froh waren. Und wo wir gerade bei TYPISCH indisch sind, dazu kommen wir jetzt =). Erstens kam er grundsaetzlich um die fuenf bis fuenfzehn Minuten zu spaet. Zweitens hat er waehrend des Unterrichts munter und ganz ungeniert losgeruelpst ("aufgestossen" waere noch ein ziemlich vornehmer Begriff, zu vornehm =)), was bei uns natuerlich halb unterdrueckte Kicheranfaelle ausgeloest hat (obwohl uns ja klar war, dass Inder das einfach so machen, da es nicht als unhoeflich gilt) =). Ausserdem: Immer wenn wir gefragt haben, ob unsere Schreibweise der Zeichen richtig sei, kam als Antwort: "oh... no problem!" und danach folgte das beruehmte, zustimmende Kopfwackeln ... als ob wir gar nichts falsch machen koennten.
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er sieht strenger aus als er ist =) |
An Gandhis Geburtstag Anfang Oktober hat uns unser director Mr Lawrence eingeladen, mit ihm sein Heimatdorf, Anilody, zu besuchen. Er ist dort president, was ein bisschen vergleichbar mit dem deutschen Buergermeister ist. Das Dorf liegt wirklich ziemlich im Nirgendwo und als wir nach einer ziemlich abenteuerlichen Fahrt ueber viele kleine Straesschen (zu vergleichen mit schlecht erhaltenen deutschen Feldwegen) dort angekommen sind, sass schon das halbe Dorf auf einer grossen Plane unter einem riesigen Baum, breit fuer die Besprechung. Waehrend Mr Lawrence sich den Problemen der Dorfbewohner widmete, durften wir uns gemeinsam mit Gethcyia und einer Angestellten aus dem "Dorfverwaltungsbuero" Anilody ansehen. Da wegen Gandhis Geburtstag schulfrei war, wurden wir natuerlich von den Kindern ganz neugierig begutachtet und ein wenig begleitet. Die Kinder interessiert dann natuerlich immer tierisch, wie es uns geht ("How are you?!") oder wie wir heissen - dabei sind sie immer ganz stolz ihre Englischkenntnisse anzuwenden =). In dem Dorf gibt es eine grosse Kirche und einen relativ grossen Konvent, der die naheliegende Schule und ein kleines Krankenhaus betreut. Zurueck bei der Versammlung durften wir dann noch ein Wenig an der Besprechung teilnehmen und wurden den neugierigen Dorfbewohnern natuerlich auch vorgestellt ... das ist mittlerweile Routine bei formelleren Veranstaltungen =). Anschliessend, vor der Rueckfahrt nach Pondi, blieb noch Zeit, Kontakt mit den ganz jungen Dorfbewohnern aufzunehmen - nur wenig Konversation, aber dafuer umso mehr Bilder =) ... und vergessen darf man auch nicht das Mittagessen, zu dem wir bei Mr. Lawrences Mutter eingeladen waren. Fuer das Essen koennen wir nur Komplimente machen! Es war richtig scharf, aber richtig, richtig lecker! Nach einer kurzen Verdauungspause ging es dann auch schon wieder zurueck in Richtung Pondi! - Ein echt schoener Ausflug!
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Gethciya und unser driver ... und ein Kind ;-) | |
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Geschwister |
Nun zu den Geburtstagsfeiern. Zuerst wurden wir von unserem Nachbarn Alphones auf seinen 24. Geburtstag nebenan eingeladen. Da sassen wir dann, rundum im Wohnzimmer verteilt, haben die Kerzen auf dem - haltet euch fest - "black forest cake" begutachtet, ein Geburtstagslied gesungen und dann wurde gebetet. (Anmerkung: Die Schwarzwaelder Kirschtorte ist nicht vergleichbar mit der deutschen Variante, schmeckt uns aber bei Weitem besser als andere indische Torten, die noch um einiges suesser sind =)). Und wie man es sonst nur von Hochzeiten kennt, hat die Familie dem Geburtstagskind je ein Stueckchen Kuchen in den Mund gestopft und, anschliessend umgekehrt, das Geburtstagskind den Familienmitgliedern. Schliesslich wurden auch die Gaeste mit Essen und Trinken versorgt, wobei das Essen von wenigen Gespraechen begleitet war und eher Schweigen herrschte (wobei das auch wieder tyyypisch indisch ist und nichts mit schlechter Partystimmung oder Aehnlichem zu tun hat). Als wir fertig waren meinte Jeeva (auch eine REAL-office Mitarbeiterin) - fuer uns dann doch ziemlich ueberraschend - nur:"Okay, we can go now... party's over!" - true story! =D Der zweite Geburtstag, zu dem wir eingeladen waren, war der 11. Geburtstag von Mr. Lawrences Zwillingssoehnen, Samson und Thomson. Im Prinzip lief alles so aehnlich ab, nur mit vieeel mehr Essen und ohne das "Sich-Kuchen-in-den-Mund-stopfen" :P. Beim "happy birthday"-Singen waren wir dann allerdings ein wenig ueberfordert, da sich die christlichen Inder noch eine weitere Strophe ausgedacht haben, die ungefaehr so geht: "... may God bless you, too ..." ... suess, oder? =)
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Samson ... oder doch Thomson? |
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Alphones, Jeeva und Gethciya |
Die puja, die wir gefeiert haben, war auch wirklich lustig, natuerlich gab es wieder viel zu essen - wie bei jedem indischen Fest. Aber erstmal von vorne. Diese puja ist ein Fest fuer Arbeiter und Angestellte, die an diesem Tag all ihre Geraete und Maschinen putzen und fuer bessere Ertraege, Auftraege und groessere Gewinne im naechsten Jahr beten.
Wir sind also vormittags mit Kasthuri ins Buero. Dort waren Jeeva, Palani vel (auch ein Mitarbeiter, extrem nett, hat uns zum Beispiel bei der police registration geholfen) und einige andere schon mittendrin, ALLES sauber zu machen. Das bedeutet auch, alle Akten aus den Schraenken zu nehmen, abzustauben und wieder einzusortieren; hinter den Schraenken zu putzen und jeden Computer abzustauben, die Tastatur zu saeubern und so weiter =). Natuerlich sollten die German volunteers nicht mit putzen, was dann zu einer Dauerkonversation mit Kasthuri gefuehrt hat. Anna immer: "What can I do? I want to help!" , woraufhin Kasthuri immer nur antwortete: "Sit Anna, Sit, Sit!" =). Nach zwei Stunden, in denen wir den Mitarbeitern tatenlos beim Aufraeumen zu sehen mussten, durften wir schliesslich doch etwas tun, naemlich Dekorationen aufhaengen: Papierfaehnchen an Tueren und Fenstern, Papier- und Kreppbandgirlanden und alles in den verschiendensten Farben. ABER, ihr koennt es euch nicht vorstellen, das wird einfach ALLES mit richtigem, fluessigem Kleber ueberall festgeklebt... wir wollen auf keinen Fall diejenigen sein, die das Ganze wieder abmachen muessen =).
Nachdem alle Vorbereitungen beendet waren, ging es an die Zeremonie, die der "senior staff" (in der - in Indien so wichtigen - Hierarchie, sehr weit obenstehende Angestellte). Hierbei wird mit einer brennenden Oellampe alles gesegnet, dannach darf sich jeder daran waermen und sich Pulvergemisch auf die Stirn streichen. Zum Schluss besteht noch die Moeglichkeit zu beten und das Essen wird verteilt- in unserem Fall Obst und indische Suessigkeiten vom Baecker.
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rotgefaerbte Kuerbisse werden bei verschiedensten Gelegenheiten auf der Strasse zerdeppert, warum wissen wir auch nicht |
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unsere Deko-Kuenste, schoen, oder ? =) |
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Teil der Zeremonie |
Dieser Tag war eine wirklich schoene Erfahrung und ein toller Einblick in die hinduistische Kultur.
In ein paar Tagen steht nun Diwali an und wir sind sehr gespannt darauf, da es das hinduistische Fest schlechthin ist!
Namaste!
Anna und Claudia
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unsere zweite Mentorin Kasthuri |
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unfreiwilliges candlelight dinner ... |
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... wegen Stromausfall =) |
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Was tut man nicht alles fuer die Kamera ... |
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... uns persoenlich schmeckt der Kokosnusssaft nicht so gut. |
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Toepfeeinkauf fuer Kattumannarkoil |
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boahhhh! =) |
Hallo Anna!!!
AntwortenLöschenSchöne Photos! Schöner Eintrag! Wär aber auch schön, wenn Ihr mal ´n Video reinstellen würdet!Dass die Kokosnussmilch Dir nicht schmeckt, sieht man irgendwie...
Viele Grüße und Küsse von ACHIM und Mama