Montag, 15. November 2010

Das Leben in einem indischen Dorf namens Kattumannarkoil =)

...Hier kommt nun der lang ersehnte Blogeintrag ueber unser Leben im Dorf und ueber unsere alltaegliche Arbeit =).

Zuerst einmal: Wie kommen wir ins Dorf?

Montag morgens laufen wir zehn Minuten mitsamt unseren Trekkingrucksaecken zum Busbahnhof Pondicherrys und treffen dort Gethciya, die uns mit nach KMK (Kattumannarkoil) begleitet. Waehrend der 3,5-stuendigen Reise muessen wir den Bus genau zweimal wechseln (Cuddalore und Chidambaram- lustige Stadtnamen, die man fast so ausspricht, wie sie geschrieben werden). Ohne Gethciya waeren wir wohl ziemlich aufgeschmissen, denn bei den tamilischen Beschriftungen auf den Heckscheiben der Busse geht uns sprichwoertlich nur der Gedanke "Bahnhof" durch den Kopf ;-). Eine kleine Herausforderung bei den Busfahrten sind auch unsere recht grossen Trekkingrucksaecke (Anmerkung: fuer 5-6 Tage hat man eben das allermeiste dabei, da man es braucht =)...wir leben also quasi aus dem Koffer ;)).Im Gang vom Bus ist naemlich nicht wirklich Platz, wenn noch eine Person durchlaufen will und dann ist es auch oft fast unmoeglich, den Rucksack auf dem Schoss abzustellen, da die Abstaende zwischen den Sitzreihen aeusserst klein sind. So kam es schon zweimal vor, dass Gethciya meinte, wir sollen unser ganzes Gepaeck zusammen auf einen dritten Sitzplatz abstellen und hat dann beim Busfahrer den dritten Sitzplatz bezahlt- das Ganze tat uns ziemlich Leid, aber in manchen Bussen geht es wohl wirklich nicht anders. Da hilft es auch nicht, wenn erhitzte Inder meinen, wir koennten die Trekkingrucksaecke auf den Gepaeckablagen (die leider vieeel zu niedrig sind) unterbringen, damit sie sich da hinsetzen koennen. Da versucht man, sie zu besaenftigen, indem man sagt, dass das leider nicht moeglich sei und wir fuer den Sitzplatz mit den Gepaeckstuecken extra bezahlt haben...
Die Busfahrt an sich ist aber eigentlich immer ganz schoen, da wir an vielen kleinen Gewaessern (wo wir auch schon Wasserbueffel bestaunen konnten) und auch an Reisfeldern vorbeifahren- landschaftlich also total schoen =).

in Pondi auf dem Busbahnhof auf dem Weg nach Kattumannarkoil


diesen Blick hat man vom Kattumannarkoiler Busbahnhof aus... unglaublich aber wahr! =)
auf dem Weg zum Busbahnhof (KMK ) mit den grossen Rucksaecken in der kleinen Motorrikscha =)


Nun: Wo leben wir eigentlich in Kattumannarkoil?

...Wir leben in einem Buero ;-), genauer gesagt in einem field office von REAL. Mitte September konnten wir unseren "zweiten Wohnort" bereits bestaunen, als wir zum ersten Mal gemeinsam mit Mr. Lawrence dorthin gefahren sind, um einer Fortbildung beizusitzen. Uns wurde eine Art Lagerraum gezeigt und stolz wurde uns mitgeteilt:"Hier werdet ihr demnaechst wohnen.". "Das wird nochmal eine grosse Umstellung" dachten wir uns und der Gedanke wurde bestaerkt, als wir die sanitaeren Anlagen begutachten durften. Wir muessen, um duschen, waschen, Zaehne putzen, und auf Toilette gehen zu koennen, rauslaufen, da es ein separates Dusch- und Toilettenhaeuschen gibt ;) - auch eine Sache, an die man sich erstmal gewoehnen muss. Als wir im Oktober dann aber das zweite Mal zum field office fuhren- diesmal, um dort zu wohnen- konnten wir unseren Augen kaum trauen: Es hatte sich einiges getan; die Eingangshalle und unser Zimmer waren rosa gestrichen worden, unser Zimmer war ausgeraeumt worden und im "Steinregal" war nun Platz fuer unseren Kram; es gab nun auch eine Dusche (nicht zu viel erwarten ;-): unsere Dusche ist ein kleiner Raum (aehnlich wie Toilette) mit einem Wasserhahn auf Kniehoehe...mithilfe eines grossen und kleinen Eimers kann das Duschen dann losgehen =)) und wie uns bereits mitgeteilt wurde, eine westliche Toilette...und alles wurde neu gefliesst.

... hier putzen wir uns die Zaehne ... im Hintergrund sieht man unser Dusch- und Toilettenhaeuschen




unser Zimmer in Kattumannarkoil


Wer wohnt mit uns?

Wir sind keinesfalls die einzigen, die im field office uebernachten, sondern auch Gethciya (wenn sie nach KMK begleitet), Priya (Angestellte von REAL; sie arbeitet im field office und ist verantwortlich fuer die Kinderprojekte vor Ort), Vijiya (auch REAL-Mitarbeiterin; sie kocht ausserdem fuer uns alle sehr lecker =)) und Harry (Vijiyas Bruder; er arbeitet NICHT fuer REAL, sondern studiert an einem College und lebt eben mit seiner Schwester ;)). Wie bereits erwaehnt, haben wir zwei unser Zimmer fuer uns alleine, Gethciya und Priya schlafen gemeinsam in der Eingangshalle nebenan und Vijiya und ihr Bruder leben im zweiten,separaten Buerogebaeude.

Was machen wir?

Derzeit geben wir Englischunterricht in einem mehr oder weniger nahe gelegenen Dorf von KMK. Da wir unsere Fahrraeder in Pondi haben und es zu Fuss viel zu lang dauern wuerde, werden wir von unserem "persoenlichem Fahrer" (der uns zu jeglichen Orten in KMK und Umgebung faehrt) mit der Motorrikscha gefahren. Es handelt sich um eine Grundschule, an welcher wir drei Zeitstunden lang vormittags Englisch unterrichten. Der Vormittagsunterricht an dieser Schule geht von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr, was bedeutet, dass wir den ganzen Vormittagsunterricht gestalten :-). Wir unterrichten 21 Schuelerinnen und Schueler, die der Klassenstufe 4 und 5 angehoeren, also neun bzw. zehn Jahre alt sind.
Die Kinder haben eigentlich schon seit dem ersten Schuljahr Englisch, aber das Niveau ist ziemlich niedrig; uns wurde bei unserer ersten Englischstunde nahegelegt, mit der korrekten Aussprache des (englischen) Alphabets zu beginnen...als wir z.B. Fruechte oder Koerperteile durchgenommen haben, hat man schon gemerkt, dass bei vielen Themengebieten ein gewisser Wortschatz vorhanden ist- die Kinder haben also viele Begriffe auswendig gelernt. Wenn man sie aber darum bittet, an der Tafel etwas vorzulesen ("Read it out, please"), steht man vor 21 ueberfragten Schuelern bzw. Schuelern, die einfach "Read it out" nachsprechen...Zusammengefasst bietet der Unterrricht also jeden Tag aufs Neue Herausforderungen. Wir versuchen den Kindern Englisch spielerisch und mit Haenden und Fuessen beizubringen. Gethciya hat den Kindern ausserdem ein paar wichtige Phrasen (z.B auch "Please, be quiet") auf Tamil uebersetzt, was am Anfang sehr hilfreich war.
Und an all unsere ehemligen Lehrer sei gesagt: Wir koennen uns nun noch so viel mehr in die Rolle des Lehrers hineinversetzen :-)!


unsere suesse Grundschulklasse
das Grundschulgebaeude von innen

die Grundschule von aussen







auf dem Pausenhof machen diese Frauen
fuer uns den allmorgendlichen Kaffee :)


Was sind die evening classes?

Jeden Abend besuchen wir noch eine andere Schule, an welcher wir offiziell von 17.00-19.00 Uhr Hausaufgabenbetreuung fuer alle Klassenstufen (d.h.,dass von der ersten bis zur siebten Klasse jeder anwesend ist) stattfindet. Offiziell deshalb, da die Hausuafgabenbetreuung eigentlich immer eine halbe Stunde frueher zu Ende ist. Die Lehrerin schickt alle Schueler dann immer ganz ploetzlich nach Hause wegen den Insekten und Wasserschlangen, die bei Dunkelheit aus dem naheglegenen Gewaesser kaemen- so wurde uns erklaert. Ob dies nun wirklich stimmen soll, wissen wir nicht. Wir haben jedenfalls noch keine Schlangen gesehen ;).
Als wir das erste Mal zur Hausaufgabenbetreuung gegangen sind, dachten wir- wie der Begriff "Hausaufgabenbetreuung" eben impliziert- dass wir die Schueler bei ihren (Englisch-) Hausaufgaben betreuen. Aber hier sollen wir im Grunde auch Englisch unterrichten, wobei die auseinanderklaffenden Englischkenntnisse eine zusaetzliche Schwierigkeit darstellen. Man moechte die Kleinen moeglichst alle miteinbeziehen, moechte aber auch nicht, dass die Grossen alles vorsagen. Wir versuchen also, das Beste daraus zu machen; dass keinem langweilig wird, aber dass uns auch gleichzeitig fast jeder verstehen kann.

Was gibt es sonst noch so zu erzaehlen?

An dieser Stelle koennen wir noch ueber unseren ersten "richtigen" Tempelbesuch erzaehlen. Eines Abends nach der Hausaufgabenbetreuung hat uns Priya gefragt, ob wir mit ihr zum Tempel gehen wollen, um an den Gebeten teilzunehmen. Sehr interessant fuer uns, da wir das mit Gethciya nicht machen, weil sie Christin ist. Nach der Gebetszeremonie hat es sich einer der Priester nicht nehmen lassen, uns die Geschichte des Tempels zu erzaehlen =). Leider haben wir nur Brocken verstanden, wie z.B. "Gott mit Schweinekopf" oder "Gott mit Loewenkopf" ;). Sehr interessant und aussergewoehnlich =)...
Bevor wir zum field office zurueckgefahren sind hat ausserdem noch jeder von uns dreien ein kleines Oellaempchen angezuendet. Als wir Priya fragten, ob da ein bestimmter Gedanke dahinterstecke, meinte sie, dass wir fuer eine baldige Heirat beten...wir sind aber keinesfalls traurig, wenn dieser Wunsch nicht so bald in Erfuellung geht :-P- im Moment noch nicht unbedingt notwendig :-P.

Tempel in Kattumannarkoil

Ein weiteres groesseres Erlebnis in KMK war der Besuch unserer ersten hinduistischen Hochzeit.
Und wann sind Anna und Claudia aufgestanden?
Um 5.00 Uhr morgens (auch in Indien ist es dann noch dunkel).
Wann war der geplante Aufbruch?
Um 5.25 Uhr.
Wann sind wir schliesslich los?
Um 6.00 Uhr...es lag aber NICHT an uns, wirklich ;).
Wir sind dann zusammen mit Priya und Gethciya zum Busbahnhof gelaufen und konnten die Morgendaemmerung trotz Muedigkeit geniessen.





frueh morgens auf dem Weg zur Hochzeit mit dem Bus


Zum Glueck hatten wir nur den Anfang der Zeremonie verpasst. Das erste Ungewohnte an der Hochzeit war die laute Musik, die durchgaengig lief. So machte es auch nichts aus, dass sich die Gaeste hin und wieder unterhielten. An der Zeremonie nahmen nicht nur das Brautpaar und der Priester teil, sondern auch die Eltern und die Familie des Paares. Ueberhaupt wirkten alle waehrend der Zeremonie sehr konzentiert und "beschaeftigt".
Ziemlich am Ende der Zeremonie meinten dann Gethciya und Priya, dass wir nun zum Essen in den ersten Stock gehen koennten...wir waren wirklich verwundert, wie viele Gaeste sich schon mitten in der Zeremonie verdrueckt haben mussten, um zu fruehstuecken, da der Saal schon gut besucht war =).
Nun gibt es nicht mehr zu erzaehlen...nach dem Essen mussten wir natuerlich noch ein Foto mit dem frisch vermaehlten Brautpaar machen und dann ging es wieder zurueck nach KMK ins field office...wir kamen dort um kurz nach 9 Uhr an und der gaaanze Tag lag noch vor uns ;-).........

waehrend der Zeremonie


wir mit dem frisch vermaehlten Brautpaar


Gethciya und Priya


.
weitere Bilder von Kattumannarkoil








Samstag, 6. November 2010

Coimbatore, Chennai und wieder zurueck nach Pondi

...Um unseren Rueckstand bei unseren Blogeintraegen aufzuholen, folgt nun nach schon so kurzer Zeit unser naechster ;). In diesem wollen wir ueber die letzten zwei Wochen berichten, in denen ziemlich viel los war.

...Beginnen wir doch einfach beim 24. Oktober (Sonntag). Um 22.00 Uhr stand eine naechtliche Busfahrt nach Coimbatore ins KKID fuer das Zwischenseminar an. Voller Vorfreude und gespannt auf die fast 9-stuendige Busfahrt warten wir zusammen mit unserer Mentorin Gethciya (Mentoren haben auch am Zwischenseminar teilgenommen) an der Bushaltestelle und nach ein paar Minuten Warten und auch um einige Moskitostiche reicher trifft uns die Ueberraschung: Unser director Mr. Lawrence, der uns Plaetze in einem Bus reserviert hat, hat es mal wieder zu gut mit uns gemeint ;-)...wir betreten einen KLIMATISIERTEN Bus mit SCHLAFKOJEN. Wir hatten eine Doppelkoje (Anna am Gang --> dies wird bei einem naechtlichen Vorfall noch eine Rolle spielen =)), Gethciya eine separate. Eine Weile galt unsere ganze Aufmerksamkeit draussen, bis wir uns dann, muede geworden, endlich schlafen gelegt haben und einen (wenn auch einzigen) "Luxusmangel" festgestellt haben: Die holprigen Strassen und unzaehligen Hubbel, bei welchen manchmal der ganze liegende Koerper hochhuepft :-P. Dennoch muessen wir wohl irgendwie eingeschlafen sein, denn irgendwann nachts wurde der Vorhang unserer Schlafkoje aufgerissen und Anna, zum Gang schlafend, wurde von einem Inder (wohl zur Busgesellschaft gehoerig) durch nicht zu schwaches Schulterruetteln aufgeweckt und auf Tamil mehrmals etwas gefragt. Was macht man da? Man ist muede und versteht kein Wort, also kommt der Standardsatz (allzeit bereit ;)) "Sorry, I don't understand you" zum Einsatz...und es wird eben weitergeschlafen =). Wir wissen bis heute nicht genau, was er meinte (Claudia hatte von diesem Vorfall sowieso rein gar nichts mitbekommen ;)). Wahrscheinlich wurden wir entweder auf den ersten Busstop aufmerksam gemacht- dass auch ja keiner der Reisenden diesen verpasst- oder eben auf einen Toilettenstop. Der Rausschmiss an der letzten Haltestelle wurde uns genauso verwirrend und ziemlich kurzfristig um ca. halb sieben morgens mitgeteilt, sodass wir uns innerhalb von nicht mal zwei Minuten auf den Coimbatorer Strassen wiederfanden- hier ist man eben viel flexibler und spontaner als in Deutschland =).






 Das Seminar selbst war wieder sehr schoen und vor allem gab es einen regen Gespraechsaustausch mit allen anderen ueber ihre Erfahrungen und Erlebnisse in den letzten zwei Monaten. Jedes Projekt ist anders und somit haben wir Freiwilligen alle nochmal ganz verschiedene Dinge erlebt. Fuer viele ein Hoehepunkt war der gemeinsame Besuch im Pizza Hut in der Innenstadt...von Gethciya haben wir dann erfahren, dass es in Pondi auch einen gibt (Hurra!) :).
Die drei Tage vergingen wie im Flug und waren fast zu schnell vorbei, aber es wartete nach Seminarende Mittwoch abends schon unsere naechste naechtliche Fahrt auf uns; diesmal in einem Zug und mit Mr. Lawrence und nicht nach Pondi, sondern nach Chennai (frueher Madras)- die Hauptstadt Tamil Nadus, die heisseste und viertgroesste Stadt Indiens mit ca. 6,6 Mio. Einwohnern...aber nun genug davon. Der Grund, warum wir nach Chennai mitgekommen sind, ist, dass Gethciya noch in Coimbatore bleiben musste, um an den darauffolgenden Seminartagen (die fuer die directors gedacht waren) Mr. Lawrence zu vertreten. Dieser musste an einem wichtigen Meeting in Chennai teilnehmen und hat uns dazu einfach mitgenommen. Die Zugfahrt ging von 21 Uhr bis 5 Uhr morgens, was aber noch ziemlich schnell ist fuer die Strecke, die man zuruecklegen muss. Auch im Zug hatten wir eine Schlafmoeglichkeit. Am Anfang sassen noch alle unten - auf dem ersten Bett sozusagen. Die Rueckenlehne dient, wenn sie eingehakt wird, als naechsthoeheres Bett und schliesslich gibt es noch eines ganz oben- auf gleicher Hoehe mit den Ventilatoren ;). Der Laermpegel ist ganz klar um einiges hoeher, dafuer ist die Fahrt nicht ganz so ruckelig wir im Bus. Toiletten sind auch jederzeit verfuegbar; es klingt sarkastisch zu schreiben, dass man - um sie zu finden- nur dem Uringeruch folgen muss, aber es IST so ;). In den Toiletten angekommen findet man ein Loch vor, das bedeutet, alles landet waehrend der Fahrt auf den Gleisen ;). Aber immerhin gibt es Toiletten, man hat ja sonst immer das Gefuehl, dass Inder nie auf die Toilette muessen :). Und bei Fahrtwind ist auch in Ordnung mit dem Klogeruch =).
Puenktlich um 5 kamen wir in Chennai an und es ging fast direkt zum Schlafen ins Hotel, in dem das Meeting stattfand. Nach dem Fruehstueck und einigen Nachrichtenwiederholungen auf BBC kam der driver von REAL zusammen mit Palani vel mittags in Chennai an und gemeinsam haben wir einiges von der Stadt gesehen. Hierbei lassen wir die Bilder einfach fuer sich sprechen.




vor der Gedenkstaette fuer einen tamilischen Dichter










Palani vel und unser Fahrer ...
das Laecheln muessen wir mit ihnen noch ueben =)


 







wir lassen eurer Interpretation freien Raum










am Strand
 ... unsere ersten Pferde in Indien, und die sind eigentlich fuer die Touristen gedacht


  


Panoramablick aus dem Hotelzimmer



Dass die zwei kommen, hat sich fuer uns erst kurz vorher herausgestellt, sie haetten Mr. Lawrence zwar gegen Abend abgeholt, aber wir hatten trotzdem ein schlechtes Gewissen, dass sie den ganzen Nachmittag extra mit uns in Chennai verbracht haben. Thank you very much :)!!!

Um chronologisch fortzufahren, muessten wir unsere erste Krankheit erwaehnen, Magen-Darm-Probleme und Fieber, also nichts Wildes. Dennoch hat sich jeder riesig Sorgen um uns gemacht und uns wurde wiederholt angeboten, einen Doktor im Krankenhaus zu sehen, was aber zum Glueck nicht noetig war. Von unseren Nachbarn und Gethciya wurden wir ganz lieb umsorgt, sodass wir nach ein paar Tagen schon wieder gesund waren. Es hat sich wohl auch ziemlich schnell herumgesprochen, dass die "German volunteers" krank waren, dass selbst die Schulleiterin in Kattumannarkoil (KMK) gefragt hat, ob wir nun wieder richtig fit seien ;).
Diesmal hatten wir eine verkuerzte Arbeitswoche in KMK, da ab Donnerstag (4. November) die "Hoehepunkttage" des hinduistischen, fuenftaegigen Lichterfests Diwali (auch Deepavali genannt) anfingen, an welchen die Kinder keine Schule haben und viele Inder nicht arbeiten. Diwali feiert die Heimkehr Ramas aus dem Exil, sagt jedenfalls unser Reisefueher =). Gethciyas Antwort auf unsere Frage, was da eigentlich gefeiert wird, war, dass wohl vor langer, langer Zeit ein boeser Mann gelebt hat, der viele Leute aufgegessen hat. Und irgendwann hat ein anderer Mann diesen boesen Mann umgebracht- und genaus das feiert man an Diwali.
Schon ein paar Tage vorher hat sich das Fest mit Boellern angekuendigt, die man immer mal wieder zu jeder Tageszeit auf den Strassen hoeren konnte. Innerhalb dieser Woche hat sich das ganze dann extrem gesteigert, in der Intensitaet und in der Hinsicht, dass abends nun auch viele Raketen zum Einsatz kommen. Diwali darf man sich uebrigens nicht wie Silvester vorstellen, wo innerhalb von max. einer Stunde alles verballert wird, was so an Raketen und Boellerkram gekauft wurde- hier geht das ein paar Tage lang so. Die Nacht von Donnerstag auf Freitag klang wie reinstes Silvester, als wir uns schlafen gelegt haben. In dieser Nacht schlafen viele Hindus auch kaum; es wird gefeiert und man stellt oft Suessigkeiten her- so wurde es uns jedenfalls erzaehlt :-). Donnerstag Abend waren wir bei Gethciya zusammen mit ein paar ihrer Freunde und freitags (also gestern) waren wir bei einer REAL-Mitarbeiterin zum Mittagessen eingeladen- hier kam der Feuerwerkskram auch keinesfalls zu kurz ;). Vor allem die juengere der beiden Toechter von Rani, der Mitarbeiterin, war ganz scharf auf  die "Cracker".




Gethciya beim Kaffee kochen





Ranis Toechter














Lecker!


   Gestern Abend haben wir dann auch noch unsere eigene "Crackersession" bei uns auf dem Terrassendach erlebt und mitgemacht. Zusammen mit unseren Nachbarn haben wir kleine und grosse, bunte Feuerwerkskoerper angezuendet und das Feuwerwerk der anderen Leute um uns herum bestaunt. Ob heute Abend nochmals Raketen in den Himmel Pondicherrys geschossen werden...lassen wir uns ueberraschen :)!!!

Sonnige Gruesse aus Indien,
Anna und Claudia







in unseren neuen, geschneiderten Salwars




Diwali Shopping









Dienstag, 2. November 2010

... was sonst so geschah!

... 2. November ... faellt euch irgendetwas Bestimmtes auf? Nein?! Wir sind nun schon ziemlich genau zwei Monate in Indien - unglaublich wie die Zeit vergeht =)

In den letzten paar Wochen konnten wir ja leider nicht so viel von uns hoeren lassen, dafuer gibt es aber in naechster Zeit gleich mehrere Eintraege =).
Wie wir am Ende unseres letzten Blogeintrages schon erwaehnt hatten, hat unsere eigentliche Arbeit im Dorf mit Englischunterricht und Hausaufgabenbetreuung bereits angefangen, dennoch muessen wir euch auf den naechsten Eintrag - worin wir auf unsere Arbeit naeher eingehen werden - vertroesten. Abgesehen davon war aber auch Einiges los, wovon wir heute mehr berichten wollen. Ein Grossteil unserer Zeit im OKtober haben wir mit tailoring class (Schneider-Unterricht ... wobei wir letzten Endes eher gestickt haben ;-)) und tamil class sowie weiteren kleinen Ausfluegen verbracht. REAL hat in einem der Doerfer in der Naehe von Pondi (Dreiviertelstunde Busfahrt) fuer junge Frauen eine "tailoring class" gegruendet, an der wir auch teilgenommen haben. Zuerst dachten wir, es handelt sich wirklich um einen Schneiderkurs mit einem strikten Muster, waren dann aber ziemlich erleichtert zu sticken, was auch sehr viel Spass macht und hin und wieder gab es auch diesen Aha-Moment, weil wir manches noch aus Textiles Werken aus Grundschulzeiten kannten =). Die Lehrerin und die Frauen dort waren unglaublich nett, sodass unsere Vormittage sehr gemuetlich und unterhaltsam waren.


Nachmittags fand dann der Tamil- Unterricht mit unserem "Privatlehrer" statt. Er ist ein Bekannter von Mr. Lawrence, arbeitet in einer anderen NGO (NonGovernmental Organization/ Nichtregierungs-Organisation) und hat sich bereit erklaert, UNS die tamilische Sprache zu lehren =). Er war der Ueberzeugung, es waere sinnvoll, wenn wir zunaechst einmal das tamilische Alphabet lernen. Im Prinzip gar keine schlechte Idee - nur hat dieses Alphabet leider sage und schreibe 234 Schriftzeichen ... komplette Ueberforderung fuer uns =)! Ein paar wenige Phrasen haben wir natuerlich auch gelernt, diese dann aber nicht in tamilischer Schrift ... wir glauben, soweit werden wir wohl nie kommen :P. Dennoch - unser Tamillehrer ist von unserem Talent ueberzeugt und hat uns immer wieder ermutigt. Nach ein paar Tamilstunden kam unser Lehrer schliesslich auf die wundervolle Idee einen Test ueber alle Schriftzeichen zu schreiben ... wir haben dann aber einen eleganten Abgang in der tamil class hinbekommen und sind um den gefuerchteten Test herum gekommen, den er am Ende jeder Stunde angekuendigt hatte =D. Typisch indisch - dieser Plan wurde nie in die Tat umgesetzt, worueber wir aber sehr froh waren. Und wo wir gerade bei TYPISCH indisch sind, dazu kommen wir jetzt =). Erstens kam er grundsaetzlich um die fuenf bis fuenfzehn Minuten zu spaet. Zweitens hat er waehrend des Unterrichts munter und ganz ungeniert losgeruelpst ("aufgestossen" waere noch ein ziemlich vornehmer Begriff, zu vornehm =)), was bei uns natuerlich halb unterdrueckte Kicheranfaelle ausgeloest hat (obwohl uns ja klar war, dass Inder das einfach so machen, da es nicht als unhoeflich gilt) =). Ausserdem: Immer wenn wir gefragt haben, ob unsere Schreibweise der Zeichen richtig sei, kam als Antwort: "oh... no problem!" und danach folgte das beruehmte, zustimmende Kopfwackeln ... als ob wir gar nichts falsch machen koennten. 

er sieht strenger aus als er ist =)

An Gandhis Geburtstag Anfang Oktober hat uns unser director Mr Lawrence eingeladen, mit ihm sein Heimatdorf, Anilody, zu besuchen. Er ist dort president, was ein bisschen vergleichbar mit dem deutschen Buergermeister ist. Das Dorf liegt wirklich ziemlich im Nirgendwo und als wir nach einer ziemlich abenteuerlichen Fahrt ueber viele kleine Straesschen (zu vergleichen mit schlecht erhaltenen deutschen Feldwegen) dort angekommen sind, sass schon das halbe Dorf auf einer grossen Plane unter einem riesigen Baum, breit fuer die Besprechung. Waehrend Mr Lawrence sich den Problemen der Dorfbewohner widmete, durften wir uns gemeinsam mit Gethcyia und einer Angestellten aus dem "Dorfverwaltungsbuero" Anilody ansehen. Da wegen Gandhis Geburtstag schulfrei war, wurden wir natuerlich von den Kindern ganz neugierig begutachtet und ein wenig begleitet. Die Kinder interessiert dann natuerlich immer tierisch, wie es uns geht ("How are you?!") oder wie wir heissen - dabei sind sie immer ganz stolz ihre Englischkenntnisse anzuwenden =). In dem Dorf gibt es eine grosse Kirche und einen relativ grossen Konvent, der die naheliegende Schule und ein kleines Krankenhaus betreut. Zurueck bei der Versammlung durften wir dann noch ein Wenig an der Besprechung teilnehmen und wurden den neugierigen Dorfbewohnern natuerlich auch vorgestellt ... das ist mittlerweile Routine bei formelleren Veranstaltungen =). Anschliessend, vor der Rueckfahrt nach Pondi, blieb noch Zeit, Kontakt mit den ganz jungen Dorfbewohnern aufzunehmen - nur wenig Konversation, aber dafuer umso mehr Bilder =) ... und vergessen darf man auch nicht das Mittagessen, zu dem wir bei Mr. Lawrences Mutter eingeladen waren. Fuer das Essen koennen wir nur Komplimente machen! Es war richtig scharf, aber richtig, richtig lecker! Nach einer kurzen Verdauungspause ging es dann auch schon wieder zurueck in Richtung Pondi! - Ein echt schoener Ausflug!


Gethciya und unser driver ... und ein Kind  ;-)


Geschwister

Nun zu den Geburtstagsfeiern. Zuerst wurden wir von unserem Nachbarn Alphones auf seinen 24. Geburtstag nebenan eingeladen. Da sassen wir dann, rundum im Wohnzimmer verteilt, haben die Kerzen auf dem - haltet euch fest - "black forest cake" begutachtet, ein Geburtstagslied gesungen und dann wurde gebetet. (Anmerkung: Die Schwarzwaelder Kirschtorte  ist nicht vergleichbar mit der deutschen Variante, schmeckt uns aber bei Weitem besser als andere indische Torten, die noch um einiges suesser sind =)). Und wie man es sonst nur von Hochzeiten kennt, hat die Familie dem Geburtstagskind je ein Stueckchen Kuchen in den Mund gestopft und, anschliessend umgekehrt, das Geburtstagskind den Familienmitgliedern. Schliesslich wurden auch die Gaeste mit Essen und Trinken versorgt, wobei das Essen von wenigen Gespraechen begleitet war und eher Schweigen herrschte (wobei das auch wieder tyyypisch indisch ist und nichts mit schlechter Partystimmung oder Aehnlichem zu tun hat). Als wir fertig waren meinte Jeeva (auch eine REAL-office Mitarbeiterin) - fuer uns dann doch ziemlich ueberraschend - nur:"Okay, we can go now... party's over!" - true story! =D
Der zweite Geburtstag, zu dem wir eingeladen waren, war der 11. Geburtstag von Mr. Lawrences Zwillingssoehnen, Samson und Thomson. Im Prinzip lief alles so aehnlich ab, nur mit vieeel mehr Essen und ohne das "Sich-Kuchen-in-den-Mund-stopfen" :P. Beim "happy birthday"-Singen waren wir dann allerdings ein wenig ueberfordert, da sich die christlichen Inder noch eine weitere Strophe ausgedacht haben, die ungefaehr so geht: "... may God bless you, too ..." ... suess, oder? =)


Samson ... oder doch Thomson?


Alphones, Jeeva und Gethciya

Die puja, die wir gefeiert haben, war auch wirklich lustig, natuerlich gab es wieder viel zu essen - wie bei jedem indischen Fest. Aber erstmal von vorne. Diese puja ist ein Fest fuer Arbeiter und Angestellte, die an diesem Tag all ihre Geraete und Maschinen putzen und fuer bessere Ertraege, Auftraege und groessere Gewinne im naechsten Jahr beten.
Wir sind also vormittags mit Kasthuri ins Buero. Dort waren Jeeva, Palani vel (auch ein Mitarbeiter, extrem nett, hat uns zum Beispiel bei der police registration geholfen) und einige andere schon mittendrin, ALLES sauber zu machen. Das bedeutet auch, alle Akten aus den Schraenken zu nehmen, abzustauben und wieder einzusortieren; hinter den Schraenken zu putzen und jeden Computer abzustauben, die Tastatur zu saeubern und so weiter =). Natuerlich sollten die German volunteers nicht mit putzen, was dann zu einer Dauerkonversation mit Kasthuri gefuehrt hat. Anna immer: "What can I do? I want to help!" , woraufhin Kasthuri immer nur antwortete: "Sit Anna, Sit, Sit!" =). Nach zwei Stunden, in denen wir den Mitarbeitern tatenlos beim Aufraeumen zu sehen mussten, durften wir schliesslich doch etwas tun, naemlich Dekorationen aufhaengen: Papierfaehnchen an Tueren und Fenstern, Papier- und Kreppbandgirlanden und alles in den verschiendensten Farben. ABER, ihr koennt es euch nicht vorstellen, das wird einfach ALLES mit richtigem, fluessigem Kleber ueberall festgeklebt... wir wollen auf keinen Fall diejenigen sein, die das Ganze wieder abmachen muessen =).
Nachdem alle Vorbereitungen beendet waren, ging es an die Zeremonie, die der "senior staff" (in der - in Indien so wichtigen - Hierarchie, sehr weit obenstehende Angestellte). Hierbei wird mit einer brennenden Oellampe alles gesegnet, dannach darf sich jeder daran waermen und sich Pulvergemisch auf die Stirn streichen. Zum Schluss besteht noch die Moeglichkeit zu beten und das Essen wird verteilt- in unserem Fall Obst und indische Suessigkeiten vom Baecker. 


rotgefaerbte Kuerbisse werden bei verschiedensten Gelegenheiten auf der Strasse zerdeppert, warum wissen wir auch nicht


unsere Deko-Kuenste, schoen, oder ?  =)

Teil der Zeremonie


Dieser Tag war eine wirklich schoene Erfahrung und ein toller Einblick in die hinduistische Kultur.

In ein paar Tagen steht nun Diwali an und wir sind sehr gespannt darauf, da es das hinduistische Fest schlechthin ist!

Namaste!
Anna und Claudia



unsere zweite Mentorin Kasthuri


unfreiwilliges candlelight dinner ...
... wegen Stromausfall =)


Was tut man nicht alles fuer die Kamera ...
... uns persoenlich schmeckt der Kokosnusssaft nicht so gut.


Toepfeeinkauf fuer Kattumannarkoil

boahhhh! =)