Coimbatore und Pondicherry sind keinesfalls zu vergleichen und so war Pondicherry nochmals eine groessere Umstellung. Angefangen beim Klima. Nach neun Stunden Fahrt im klimatisierten Jeep kamen wir dienstags um ein Uhr morgens hier in Pondi an. Franzoesisch angehauchte Skulpturen und Statuen liessen uns trotz unserer Muedigkeit erstaunen und die Aufregung war gross, unser Apartment endlich zu sehen, in welchem wir den allerersten Monat ganz, und danach immer am Wochenende leben wuerden. Die Autotueren wurden aufgerissen und wir hatten ein Deja-Vu vom Mumbaier Flughafen: eine feuchtheisse, drueckende Luft. Hier wuerden wir sieben Monate leben. Erleichterung kam bei uns beiden auf, als Mr. Lawrence, unser director, uns alle Dinge im Apartment zeigte und im Schlafzimmer angekommen uns eine Klimaanlage praesentiert wurde. Jede Nacht sind wir sehr dankbar dafuer - wir wuessten nicht, wie wir sonst einschlafen sollten =).
Ein weiterer Unterschied zum KKID ist der Geraeuschpegel einer indischen Stadt, und damit meinen wir keinesfalls nur den Verkehr mit seinem Dauergehupe und seinen unzaehligen Fahrzeugen - seien es Motorrikschas, saemtliche Arten von Motorrollern oder auch von normalen Autos - die erste Nacht beispielsweise war recht kurz, um sechs Uhr morgens konnte die ganze Strasse die Klaenge indischer Musik geniessen und wir befuerchteten schon, dass dies jeden Tag der Fall sein wuerde ;).
Ganz so ist es nicht, aber aufgrund unserer speziellen Lage koennen wir an vielen Feierlichkeiten und Gebraeuchen- zumindest mit dem Ohr - teilnehmen =), den in naechster Naehe zu unserem Apartment befinden sich eine Moschee, ein hinduistischer Tempel und sogar eine Kirche (alle in einer anderen Richtung). So kam es, dass wir abends schon vom Balkon aus einen christlichen Umzug sehen konnten; wir hoeren, wie der Muezzin zum Gebet aufruft und durften schon das Ganesha Festival in der ersten Woche miterleben.
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der Tempelelefant segnet die glaeubigen Hindus am Ganesha Festival |
Nun haben wir aber mittlerweile unseren Rhythmus gefunden und kommen nun ganz gut mit allem klar =).
Durch unsere beiden Mentorinnen sind wir jeden Tag auf Trab; Ausflug folgt auf Ausflug. Zur Zeit sieht ein Tag so aus, dass wir von Alphones' Mutter (Alphones ist ein Mitarbeiter von REAL und er lebt mit seiner Familie nebenan) mit indischem (d.h. warmem ;)) Fruehstueck und Tee/ Kaffee versorgt werden. Mehr oder weniger puenktlich =) holen uns dann unsere Mentorinnen ab und bepackt mit einem Lunchpaket geht es zum jeweiligen Zielort - meist mit einem oeffentlichen Bus, eher selten mit dem Jeep von REAL.
Der erste Tag in Pondicherry (mittlerweile schon wieder eine Weile her ;)...07.09.) wurde aber sehr langsam angegangen. Wir sind um 16 Uhr ( von einer frueheren Uhrzeit wurde uns wegen der Hitze abgeraten) mit Gethciya und Kathuri mit einer ganz typischen gelben Motorrikscha in die Innenstadt gefahren. Innenstadtgeschaefte und der auf jeden Fall sehenswerte Stadtpark wurden uns gezeigt und die Kroenung fuer uns war natuerlich, zum ersten Mal den indischen Ozean zu erblicken. Der Strand besteht aus vielen groesseren und kleineren schwarzen Felsen, wo sich Familien, aber auch Freunde tummelten, die sich je nachdem auch ein Eis beim Eismann goennten. Unser Tag jedoch wurde in Gethciyas Lieblingsrestaurant abgeschlossen =).
Eine weitere Begegnung mit dem Meer hatten wir schon ein paar Tage spaeter, als wir mit dem oeffentlichen Bus (in Pondi und Umgebung ist die Sitzverteilung bunt gemischt, ganz im Gegensatz zu Coimbatore) zu dem sogenannten "Trainingscenter" am Rande eines Dorfes gefahren sind. Das Gebaeude wurde erst vor Kurzem komplett fertig gestellt und es fand gerade ein Treffen der Frauenselbsthilfegruppe statt, dem wir kurz beisassen. Die Sitzung fand natuerlich auf Tamil statt und Gethciya hat uns deshalb ein bisschen uebersetzt, jedoch sind wir dann auch sehr bald zum Strand gelaufen, der nur ca. 600 m entfernt lag. Unsere Frage, ob das hier Tsunamigebiet gewesen sei, bejahte Gethciya. Das war schon ein seltsames Gefuehl, dort entlangzulaufen und sich das vor Augen zu fuehren...
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am Strand |
Ein weiterer nennenswerter Ausflug ist die 3,5-stuendige Autofahrt zu einer der beruehmtesten Kirchen Tamil Nadus. Hier muss man dazu sagen, dass nicht nur wegen uns "europaeischen Christen" dieser Ausflug gemacht wurde, sondern, dass wir schon sehr vielen indischen Christen begegnet sind. Mr. Lawrence, unser director, ist Christ, aber auch unsere Mentorin Gethciya und Alphones' Familie sind Christen, und es handelt sich dann nicht nur um Katholiken, sondern auch um Protestanten. Aber nun zurueck zum Ausflug. Zu unserem Leidwesen war dies der wohl bisher heisseste Tag fuer uns in Indien. Die Deckenventilatoren in der Kirche waren eine sehr gute Abkuehlung fuer uns, dennoch sind wir die meiste Zeit draussen an Kaufstaenden und - wieder- an einem Strand entlanggelaufen (vorsicht, heisser Sand ;)!) . Wir beide wurden richtig traege, sind aber froh, dass wir einen Ausflug zu dieser Kirche gemacht haben, die wirklich Eindruck bei uns hinterlassen hat. Erleichtert waren wir aber, dass auch Gethciya ueber das heisse Wetter gestoehnt hat, gleichzeitig konnten wir jedoch bei manchen Indern das Phaenomen beobachten, dass man ihnen die Hitze keinesfalls anmerken kann- trotz Windstille...wir sind noch nicht hinter das Gehimnis gekommen, wie die das machen =).
Noerdlich und gut 20 Minuten von Pondicherry entfernt befindet sich Auroville, eine internationale, spirituelle Gemeinde. Zitat aus dem Reisefuehrer Lonely Planet ;): "Hingebungsvolle Seelen arbeiten ungeachtet von Religion, Hautfarbe und Staatsangehoerigkeit an der Schaffung einer universellen Stadt, um gegenseitige Unterstuetzung, Liebe und die gute alte menschliche Gemeinschaft zu verwirklichen." Die Siedlungen waren fuer uns Besucher natuerlich nicht zugaenglich, aber dafuer legten wir einen laengeren Fussmarsch zum Matrimandir hin, im spirituellen Zentrum Aurovilles, dass sich als goldener Golfball gut beschreiben laesst =).
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am Matrimandir |
Mittlerweile machen wir aber meist Ausfluege zu diversen Doerfern, in denen REAL verschiedene Projekte betreut.(Selbsthilfegruppen fuer Frauen, die einen Mikrokredit bei der Bank beantragen und "training on child Rights to Village child welfare committee" sind nur zwei davon). Wir waren schon in den beiden field offices von REAL un nach dem Besuch der Meetings (die wir passiv besucht haben und uns lediglich mit Namen und Herkunft vorgestellt haben ;)) stand fast immer der Besuch einer Schule vor Ort an, bei denen schon etliche Gruppenfotos entstanden sind =). Ausserdem koennen wir jetzt schon einige indische Spiele, die uns die Kinder unter viel Gelaechter und mit einigen Kommunikationsschwierigkeiten, aber dennoch erfolgreich, beigebracht haben.
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eines von vielen Gruppenfotos mit den Schulkindern |
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Unterricht in der Grundschule |
Dieser Blogeintrag wurde wahrscheinlich wieder sehr lang, er spiegelt aber nur einen Bruchteil dessen wieder, was wir schon alles erlebt haben und wovon wir alles berichten koennten- wir heben uns die Eindruecke fuer den naechsten Blogeintrag auf =).
Liebe Gruesse,
Anna und Claudia
Hey Anna und Claudia,
AntwortenLöschenes ist schön von euch aus Pondicherry zu hören. In eurem Blogeintrag kann man gut nachvollziehen, was ihr gerade erlebt und die Bilder dazu sind klasse! Sehr gelungen und macht Lust auf mehr!!
Ich drück euch ihr beiden und schicke euch gaaaaaaanz liebe Grüße
Hallo ihr beiden,
AntwortenLöschengrüße aus dem schönen England.
Hier ist das Wetter immerhin besser als in good old Germany.
Wann geht es denn dann bei euch los mit arbeiten ; )? Zur Zeit reist ihr ja nur herum - was wirklich fantastisch klingt!!!
Alles Liebe
Katrin
Hallo liebe Freiwillge im frankophilen Indien. Eure schönen und ausführlichen Schilderungen ergänzen ein breites Bild von Indien, das alle 7 Blogs liefern. Wart ihr etwa im Wallfahrtsort Velanganni? Dort waren auch schon Freiwillige und wir bauen dort eine große Tsunamiesiedlung.
AntwortenLöschenBis Bald in Coimbatore!
Ja, wir waren tatsaechlich in Velanganni.
AntwortenLöschenWir wissen noch nicht ganz genau, wann wir unsere eigentliche Arbeit aufnehmen, irgendwann Anfang Oktober ... von Langeweile kann aber keinesfalls die Rede sein! =)
Liebe Gruesse!